Neuveröffentlichung:

 

Felix Mendelssohn: Werke für Chor

 

Juli 2023

 

Ausführende

MDR Rundfunkchor Leipzig

Philipp Ahmann (Dirigent)

 

Label: Pentatone

 

 

Kritiken

Felix Mendelssohn-Bartholdys Chorwerke stellen den Höhepunkt der deutschen Kirchenmusik im 19. Jahrhunderts dar. Deshalb entschieden sich der MDR Rundfunkchor Leipzig und sein künstlerischer Leiter Philipp Ahmann dieser ein ganzes Album zu widmen. (…) Als Bonbon enthält das Album noch die Weltersteinspielung des Chorstücks „Heilig“, MWV 47. (…) Die Sänger des MDR-Rundfunkchors Leipzig, der zu den besten Chören im deutschsprachigen Raum zählt, bringt dieses Repertoire farbenreich und mitreißend zum Klingen.

RONDO – Das Klassik- & Jazz-Magazin, CD zum Sonntag - Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion, 8.-14.Juli 2023

 

 

 

 

(…) Auf der vorliegenden CD widmet sich der MDR Rundfunkchor Leipzig unter der künstlerischen Leitung von Philipp Ahrmann vor allem dem chorischen Spätwerk Mendelssohns, u.a. den drei Psalm-Motetten op. 78, dem Psalm 100 „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“, den drei Motetten op. 69, zwei geistlichen Chören op. 115 sowie „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, MWV B 53, das Kyrie, Ehre sei Gott in der Höhe und Heilig aus „Die Deutsche Liturgie“, MWV B 57. Ergänzt wird das exquisite Programm durch die Weltersteinspielung von „Heilig“ für achtstimmigen gemischten Chor, MWV 47.

Da der RIAS-Kammerchor unter Marcus Creed vor beinahe 25 Jahren fast das gleiche Programm für harmonia mundi France eingespielt hat, bietet sich ein Vergleich an. Beide deutschen Berufs-Ensembles spielen in der ersten Liga. Sie verbindet eine lange Tradition, eine in subtiler Differenzierung gepflegte und gehegte Klangkultur und eine lupenreine Intonation. Also sind die Unterschiede in den Interpretationen vorwiegend in den Tempi, der Dynamik, der Artikulation und der Plastizität von Wort und Klang zu finden.

Philipp Ahmann betont in seiner Auffassung mit vergleichsweise getragenen, ruhigeren Tempi den sakralen Kern der Werke, sucht ihre kontemplative Kraft, während Marcus Creed etwa bei „Jauchzet dem Herrn alle Welt“, Psalm 100, mit Dramatik und einer wortschärferen Artikulation zu Werke geht.

Hört man „Jauchzet dem Herrn alle Welt„ Op. 69 Nr. 2, direkt hintereinander, so wird schnell klar, dass der MDR-Chor, was die Rundung des Klangs, die Ausgewogenheit der Stimmgruppen (grandiose Männerstimmen beim MDR, der RIAS-Chor ist eindeutig sopranlastiger) und bei der Textverständlichkeit die Nase vorne hat. Die Artikulationsfreundlichkeit des RIAS-Chors erweist sich bei längerem Zuhören hingegen als beinahe hektisch. Der MDR-Rundfunkchor Leipzig lässt durch kongruente Zeit Proportionen die Architektur und Form der mehrteiligen Stücke klarer Kontur gewinnen, wie vor allem in den drei Psalm-Motetten Op. 78 „Warum toben die Heiden“, „Richte mich Gott“, „Mein Herr, warum hast du mich verlassen“ zu konstatieren ist.

Ich finde zudem, dass die faszinierende Polystilistik der Mendelsohnschen Musik von den mehrstimmigen Madrigalen der Renaissance, dem Bachschen Kontrapunkt über jüdische Kantorenpraxis bis hin zu frühromantischer Harmonik beim Interpretationsansatz des MDR-Rundfunkchors Leipzig im Wissen um die einzelnen stilistisch historischen Ansätze anschaulicher in ein neues Ganzes mündet. Es geht bei diesen wunderbaren Stücken aber auch um Andacht und spirituelle Einkehr. Nach mehrmaligem Hören des neuen Albums bin ich sehr angetan von der vollkommenen Verschmelzung der musikalischen Präzision mit meditativ verinnerlichtem Ausdruck.

Auch bezüglich der Klangqualität und der räumlichen Tiefenstaffelung ist das neue Pentatone-Album ein Hit.

Uneingeschränkte Empfehlung!

Dr. Ingobert Waltenberger, Online Merker, 22. Juli 2023

 

 

 

 

Perfekte Symbiose von Klang und Wort (...)

Der MDR Rundfunkchor gehört zu den Top-Ensembles der Branche. Das untermauern Philipp Ahmann und seine Sänger wiederum in ihrer neuen Produktion mit späten Werken aus Felix Mendelssohn Bartholdys geistlichem Schaffen.

Über den homogenen, wohl tarierten Chorklang wollen wir hier nicht reden. Er ist nahezu eine Selbstverständlichkeit.

Zu sprechen gilt es allerdings über die Ausdruckskraft des Vortrages, über die rhetorische Stärke, die Philipp Ahmann und sein Ensemble an den Tag legen.

Gerade in der protestantischen Liturgie kommt dem Wort eine besondere Bedeutung zu. Das Wort bleibt jedoch eine leere Hülle, wenn es nicht gestaltet, im gesamten Textumfeld seine wahre Bedeutung bekommt. Hier kommt der MDR Rundfunkchor ins Spiel, der aus Wort und Musik, aus Text und Klang eine symbiotische Einheit bildet.

Philipp Ahmann kann dabei aus dem vollen sängerischen Potenzial seiner Choristen schöpfen, sie in kleiner Besetzung quasi solistisch einsetzen, wie natürlich im ganzen Ensemble. Dem Klang tut das keinen Abbruch und damit auch nie der Dramaturgie des Textes.

Jedes Werk wird hier musikalisch und inhaltlich geformt, wird gelebt und kommuniziert. (…) Es sind eben diese nuancierten Stimmungsbilder, das intuitive Textverständnis, gekoppelt mit höchster musikalischer Stilsicherheit, die – um Chorleiter Philipp Ahmann aus einem MDR-Interview zu paraphrasieren – Texte zum Klingen bringen und zum Innehalten anregen.

SUPERSONIC PIZZICATO Auszeichnung

Guy Engels, Pizzicato, 31. Juli 2023

 

 

 

 

Faszinierend klare Anthologie

Mit fließenden Wechseln, vokaler Nachgiebigkeit und Agilität gestaltet der MDR Rundfunkchor unter Philipp Ahmann die Musik Mendelssohns.

Der traditionsreiche MDR Rundfunkchor hält sich in seiner Leipziger Konzertreihe Nachtgesang mit viel Neuer Musik frisch, dynamisch und intonationsrein. Solche Kardinaltugenden des Chorgesangs haben ideale Bumerang-Effizienzen für das Kernrepertoire der mittel- und norddeutschen Chormusik. Sie werden auch in dieser Einspielung auf berückende Weise und mit faszinierender Klarheit hörbar. Die Anthologie von Mendelssohns sakralen Gesängen für die Hamburger Reformsynagoge und den Berliner Dom wird bereichert um die Weltersteinspielung eines zweiminütigen „Heilig!“ für achtstimmigen gemischten Chor MWV B 47. Mendelssohn setzte sich auch mit der Funktion von Kirchenmusik zur Verdichtung der liturgischen Botschaft auseinander, was im Idealfall auf die Interpretation einwirkt. Wie hier. Unter Philipp Ahmann gestaltet der MDR Rundfunkchor mit fließenden Wechseln, vokaler Nachgiebigkeit und Agilität.

CONCERTI, Roland H. Dippel, 23. August 2023

 

 

 

 

Mendelssohn’s contribution to choral music is substantial, but much of his church music is unfamiliar: there’s even a world-premiere recording here of the eight-part Heilig – a real gem. (…) Not every piece is memorable, yet everything Mendelssohn wrote was expertly crafted, and the performances are nicely shaped and delivered with clean, full-bodied tone and attractive solo voices for the standouts. (…) the singing is impressive, and all recorded in an apt acoustic. Highlights include a troubled setting of Psalm 2, the stern Psalm 43 and the blend of individual and collective grief in Psalm 22 (all from Op. 78), as well as various sections from the Deutsche Liturgie, notably the sheerly beautiful Kyrie, the highly effective Gloria and the simple but moving ‘Zum Abendsegen’. The Three Motets are finely achieved compositions, and it’s good to hear ‘Hebe deine Augen auf’, which found its way into Elijah as ‘Lift thine eyes’.

Classical Music BBC, George Hall, August 8, 2023

 

Deutsche Übersetzung:

Mendelssohns Beitrag zur Chormusik ist beträchtlich, doch ein Großteil seiner Kirchenmusik ist unbekannt: Es gibt hier sogar eine Weltersteinspielung des achtstimmigen Heilig – ein wahres Juwel. (…)

Nicht jedes Stück ist unvergesslich, doch alles, was Mendelssohn geschrieben hat, wurde fachmännisch ausgearbeitet, und die Darbietungen sind gut gestaltet und werden mit klarem, vollem Klang und attraktiven Solostimmen ausgeführt. (…)der Gesang ist beeindruckend und in einer passenden Akustik aufgenommen. Zu den Höhepunkten gehören eine unruhige Vertonung von Psalm 2, der strenge Psalm 43 und die Mischung aus individueller und kollektiver Trauer in Psalm 22 (alle aus op. 78) sowie verschiedene Abschnitte aus der Deutschen Liturgie, insbesondere das überaus schöne Kyrie, das hoch wirkungsvolles Gloria und das schlichte, aber bewegende „Zum Abendsegen“. Die drei Motetten sind fein gelungene Kompositionen, und es ist schön, „Hebe deine Augen auf“ zu hören, das Eingang in den Elias fand.

Classical Music BBC, George Hall, 8. August 2023

 

 

 

 

Die samtene Kraft der Masse: Philipp Ahmann und sein MDR-Chor

(…) Die Kammerchorisierung des Vokal-Repertoires in den letzten Jahrzehnten war richtig und wichtig. Allzu lang hatte sich mit der Liebe zum Breitwandklang eine gewisse Gemütlichkeit der Musik bemächtigt. Doch ist dies vorbei, und es wird Zeit, sich auch einmal wieder auf die Stärken großer Chöre zu besinnen. Zumal derer, die die nur scheinbar prinzipbedingten Schwächen längst abgelegt haben. Weiterlesen nach der Anzeige Der rund sechs Dutzend Sängerinnen und Sänger zählende Leipziger Rundfunkchor ist so ein Fall. Nein – eigentlich ist er das nicht. Denn die einschlägigen Schwächen hat er gar nicht erst ausgebildet. Seit vielen Jahrzehnten kultiviert der Klangkörper, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, mit größter Selbstverständlichkeit die Stärken kleiner Ensembles: vorbildliche Artikulation, beeindruckende Präzision, makellose Transparenz, atemberaubende Homogenität. Und dazu tritt dann die samtene Kraft der Masse, die unwiderstehliche Schönheit der Fülle, die das Fortissimo mächtiger macht und das Pianissimo nicht lauter, aber intensiver.

 

Philipp Ahmann stellt Mendelssohn-CD vor

 

In Mendelssohns 100. Psalm „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ füllt diese Magie am Mittwochabend mit dem ersten Ton bereits die gut besuchte Michaeliskirche. Hier singt der MDR-Chor unter seinem künstlerischen Leiter Philipp Ahmann ein Benefizkonzert für den Leipziger Hospiz-Verein und stellt gleichzeitig seine neue CD vor, die geistliche A-cappella-Sätze Mendelssohns enthält.

Auch der ist in den letzten Jahren zunehmend ein Fall für kleinere Chöre geworden. Dabei bevorzugte Mendelssohn selbst nicht nur in seinen für regelrechte Massenchöre konzipierten Oratorien große Besetzungen. Die dürfen natürlich nicht ins plüschige Pathos führen. Aber wie Ahmann mit seinem Chor aus den so oft bei Mendelssohn den Sätzen wie ein Doppelpunkt vorangestellten einstimmigen Mottos ganz selbstverständlich diese unter der klassizistischen Oberfläche hochkomplexen gemischtstimmigen Meisterwerke entwickelt, das ist atemberaubend.

 

„Heilig“ als Ersteinspielung

 

Das ist es in der Michaeliskirche, das ist es auf Tonträger, der 68 Minuten lang eine Lanze nach der anderen für die Schönheit von Mendelssohns größtenteils noch immer weitgehend unbekannter geistlicher A-cappella-Musik bricht – und in Form eines knappen „Heilig“ sogar eine Ersteinspielung enthält. Allerdings sind Einspielung und Konzert keineswegs identisch: Während Ahmann auf der spektakulär unspektakulär natürlich produzierten Pentatone-CD dem Ideal, das sich in Mendelssohns Noten manifestiert, so nahe wie irgend möglich zu kommen versucht, erlaubt er sich im Konzert mehr Freiheiten. Seismographisch lässt er seinen Wunderchor auf den Raum reagieren, mit erstaunlicher Freiheit geht er mit dem Tempo um – gräbt sich bisweilen im Wechselgesang zwischen Solisten und Chor bis zu Mendelssohns Wurzeln in der Synagoge durch.

(…) Das ist so elektrisierend, so aufregend, so berückend und so schön, dass auch ein komplettes Mendelssohn-Programm wunderbar funktioniert. (…) Der MDR-Chor kann unter Philipp Ahmann alles singen. Man muss ihn nur lassen. (…) Immerhin gibt es nun diese fabelhafte neue CD.

Leipziger Volkszeitung, Peter Korfmacher, 25.8.2023

 

 

 

 

Große Bühne für Mendelssohn

Die geistlichen A-Cappella-Chorwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy zählen zum Besten, was die Romantik in diesem Genre hervorgebracht hat. Die jetzt bei Pentatone (Vertrieb: Naxos) erschienene Aufnahme mit dem MDR-Rundfunkchor Leipzig unter der Leitung von Philipp Ahmann führt das auf eine beglückende Weise vor. Der Clou des Albums: die Weltersteinspielung von „Heilig“ für gemischten Chor a cappella, MWV B 47, das wohl 1844 komponiert und erst 2009 entdeckt wurde.

Südwest Presse, Dr. Burkhard Schäfer, September 2023

 

 

 

The 70-odd singers of the MDR Leipzig Radio Choir and the city’s Paul-Gerhardt-Kirche provide an authoritative ‘home’ response to a growing number of ‘away’ team recordings of Mendelssohn’s unaccompanied choral music. Over the past 15 years we’ve seen the choirs of both Trinity and St John’s College, Cambridge, as well as the Corydon Singers tackling this repertoire, alongside an impressive overview from the Kammerchor Stuttgart and Frieder Bernius.

Now Philipp Ahmann and his larger forces step up with a judicious selection of works (…) There’s also a bonus, the premiere recording of a tiny Heilig for eight voices. The latter (presented as an encore) is a treat: a musical sunrise spreading upwards through the voices in ever-expanding and thickening harmonic arcs, stern unisons contrasted with hazy homophonic glow. The meat of the programme is no less satisfying; Ahmann’s larger forces really make their case against so many chamber recordings of this repertoire. With more weight to play with, Ahmann keeps articulation restrained, liturgical.

(…) vividly and deliciously present in the torments of ‘Mein Gott, warum hast du mich verlassen’ and again in the contrasting episodes of ‘Mein Herz erhebet Gott, den Herrn’. The influence of Bach’s motets sings out from the Op 78 Psalms, their counterpoint crisply delineated, and the sweetness and simplicity of the group’s upper voices suits ‘Hebe deine Augen auf’ (‘Lift thine eyes’, as it would become) well. Soloists bring a welcome contrast to verse sections, finding light and shade in a recital that might span Latin Catholic anthems and Protestant liturgy but which displays a fairly consistent musical DNA.

This recording has jumped to the top of my go-to pile for this repertoire.

Gramophone, Alexandra Coghlan, 2023 September

 

Deutsche Übersetzung:

Die rund 70 Sänger des MDR-Rundfunkchors Leipzig und der Paul-Gerhardt-Kirche der Stadt bieten eine maßgebliche „Heim“-Antwort auf eine wachsende Zahl von „Auswärts“-Aufnahmen von Mendelssohns unbegleiteter Chormusik. In den letzten 15 Jahren haben wir gesehen, wie die Chöre von Trinity und St. John’s College, Cambridge, sowie die Corydon Singers sich mit diesem Repertoire auseinandersetzten, zusammen mit einem beeindruckenden Überblick vom Kammerchor Stuttgart und Frieder Bernius.

Jetzt treten Philipp Ahmann und seine größeren Truppen mit einer wohlüberlegten Auswahl an Werken an (…) Als Bonus gibt es auch die Erstaufnahme eines kleinen „Heilig“ für acht Stimmen. Letzteres (als Zugabe präsentiert) ist ein Genuss: ein musikalischer Sonnenaufgang, der sich in immer größer werdenden und dichter werdenden harmonischen Bögen durch die Stimmen ausbreitet, strenge Unisono-Stimmen kontrastieren mit verschwommenem homophonen Glanz. Der Kern des Programms ist nicht weniger zufriedenstellend; Ahmanns größere Besetzung macht sich gegen so viele Kammeraufnahmen dieses Repertoires stark. Mit mehr Gewicht zum Spielen hält Ahmann die Artikulation maßvoll und liturgisch.

(…) lebendig und köstlich präsent in den Qualen von „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ und erneut in den kontrastierenden Episoden von „Mein Herz erhebet Gott, den Herrn“. Der Einfluss von Bachs Motetten erklingt in den Psalmen op. 78, ihr Kontrapunkt ist klar umrissen, und die Süße und Einfachheit der Oberstimmen der Gruppe passt gut zu „Hebe deine Augen auf“ („Hebe deine Augen“, wie es heißen würde). Solisten bilden einen willkommenen Kontrast zu den Versabschnitten und finden Licht und Schatten in einem Konzert, das vielleicht lateinisch-katholische Hymnen und protestantische Liturgie umfasst, aber eine ziemlich konsistente musikalische DNA aufweist.

Diese Aufnahme ist für mich bei diesem Repertoire ganz oben auf der Liste gelandet.

Gramophone, Alexandra Coghlan, September 2023